Zwei Kantone, zwei Generationen – dasselbe Ziel

FDP-Politikerin Beatrice Richard-Ruf und Nico Fankhauser stellen sich zur Wahl in den Nationalrat

Die eine ist in Nidwalden als Politikerin seit über 23 Jahren tätig. Beatrice Richard-Ruf war 16 Jahre im Gemeinderat und davon zehn Jahre Stanser Gemeindepräsidentin und heute bereits zehn Jahre Landrätin von Stans. Der andere, das ist Nico Fankhauser, Mitgründer und Präsident der Obwaldner Jungfreisinnigen, Vorstandmitglied der FDP Giswil und der Obwaldner Kantonalpartei und seit mehreren Jahren als Politiker tätig. Obwohl beide Kantone grössentechnisch eher einen kleinen Einfluss in Bern geltend machen können, möchten beide in den Nationalrat und das Erfolgsmodell Schweiz weiter vorantreiben.


Der Lebenslauf von Richard-Ruf lässt sich sehen. 23 Jahre liberale Erfahrung bringt die 61-jährige auf dem politischen Parkett mit. Zehn Jahre war sie Gemeindepräsidentin von Stans und auch im Landrat übernimmt sie als Kommissionspräsidentin Führungsaufgaben. Als ihre Steckenpferde gelten Fragen in der Justiz und Sicherheit. Aber auch der Gemeinsinn steht bei Richard-Ruf seit jeher im Zentrum. Als Zentralpräsidentin von Forum elle Schweiz und als Stiftungsrätin der Stiftung KEDA Culinarium Alpinum gestaltet sie dort die Zukunft aktiv mit.


Daneben ist Richard-Ruf auch als Präsidentin und Geschäftsführerin vom REV Entwicklungsverband Nidwalden und Engelberg immer an vorderster Front dabei, wenn es beispielsweise um die touristische Entwicklung von Nidwalden geht. Und sie ist Präsidentin von Pro Kids Nidwalden, der Trägerorganisation vom Nidwaldner Ferienpass, wo sie in diesem Jahr dafür gesorgt hat, dass die Elternbeiträge nicht erhöht werden mussten.


Mehr persönliche Freiheit und mehr Eigenverantwortung


Ein jüngeres Bild zeigt sich bei Nico Fankhauser. Der 26-Jährige ist seit seinen Jugendjahren an der Politik interessiert. Er stellt sich in Obwalden für den einzigen Sitz im Nationalrat zur Wahl. Dort wolle er sich verstärkt dafür einsetzen, dass wieder mehr Wert auf persönliche Freiheiten und Eigenverantwortung gelegt wird. Eine Brücke schlagen möchte er aber auch zwischen den Generationen. «Dort muss die Politik mehr Verantwortung übernehmen.»
Nico Fankhauser arbeitet als Betriebsökonom und beschäftigt sich in seinem Job mit neuen Technologien und Innovationen. Seine direkte Gegenspielerin ist Monika Rüegger (SVP, bisher). Anders als in Nidwalden, wo sich drei Kandidaten zur Wahl in den Nationalrat stellen, gehen Politologen in Obwalden stärker von einer Personenwahl aus. Beruflich und politisch ist Fankhauser oft in der Schweiz unterwegs und stellte dabei fest, dass viele Schweizerinnen und Schweizer die Kantone Ob- und Nidwalden nicht wirklich kennen oder ein falsches Bild davon haben. Das möchte er ändern und künftig verstärkt als fortschrittlicher Botschafter fungieren und die Leute dazu bringen, den Kanton Unterwalden, seine Heimat, zu entdecken.


Handlungsspielraum in der Zukunft


Den Handlungsspielraum für die Zukunft sehen Richard-Ruf und Fankhauser in ähnlichen Bereichen. Reformen und Lösungen in der Sicherheit betreffend Migration, Energie, Wirtschaft, Landesversorgung, Gesundheitssystem und Klima sehen sie im stark polarisierten Parlament als grösste Herausforderungen. Fankhauser ist der Meinung, dass man insbesondere hinsichtlich Kompromissbereitschaft in diesen wichtigen Dossiers bisher noch zu wenig spüre.
Richard-Ruf ist vor allem die Teuerung der Krankenkassenprämien ein Dorn im Auge. Gerade bei der Senkung der Krankenkassenprämien ist sie sich sicher, würde man mit einer Budget-Krankenkasse mit solider Grundversorgung vieles verbessern und abdecken. Ein Bonussystem für diejenigen Versicherten, die sich bereits länger bei einer Krankenkasse verpflichtet haben, wäre ebenfalls eine Überlegung wert. Fankhauser geht noch einen Schritt weiter und möchte vor allem hinsichtlich Effizienz und Digitalisierung vorwärts machen. «So könnten ohne Qualitätseinbussen auch Kosten gespart werden.» Dass man beispielsweise während der Pandemie noch mit Faxgeräten kommunizierte, sei heute völlig aus der Zeit gefallen.


Die AHV-Rente sehen beide als politische Themenschwerpunkte


Beatrice Richard-Ruf ist 61-jährig, Nico Fankhauser 26 Jahre alt. Könnte bei Richard-Ruf der Ruhestand bald zum Thema werden? «Nein, ich bin der Ansicht, dass die Altersversorgung trotz der Annahme der AHV 2030 ein weiterhin grosses Thema bleiben wird, das man gezielt und auch parteiübergreifend weiterbearbeiten muss.» Damit die AHV auch für kommende Generationen sichergestellt werden könne. Für Richard-Ruf heisst das, aktiv bleiben solange es die Gesundheit zulässt. Fankhauser ist sich sicher, dass auch er länger als bis 65 Jahre arbeiten wird.


Und obwohl beide Kantone unterschiedlichen Herausforderungen gegenüberstehen, sollen die Halbkantone künftig noch geeinter auftreten. Mit der Wahl in den Nationalrat wäre ein erster solcher Schritt getan.

 

Autorin: Marjana Ensmenger